Agile Manifesto - Interpretation I

Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge

Möglicherweise wäre es in der deutschen Übersetzung besser, wenn man von der Interaktion zwischen Individuen reden würde. Menschen, die miteinander interagieren sind die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Entwicklungen jeder Art. Innovation und Erfolg setzen immer mehrere Beteiligte voraus. Selten in der Geschichte hat der einsiedlerische Erfinder eine revolutionäres und markt-erfolgreiches Produkt geschaffen. Es waren immer Teams aus Individuen, die jeweils ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Expertise in die Entwicklung und die Verbreitung einbrachten.

Warum stellen wir diese Werte „Individuen“ und „Interaktion“ über die „Prozesse“ und „Werkzeuge“?

Prozesse sind eine Kette von Aktivitäten. Aktivitäten sind wiederum Tätigkeiten, die aus einem Input durch eine Handlung einen Output generieren. In einer agilen Welt kann aber zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Input oder der Output neuartig, unerwartet, unerwünscht oder überflüssig werden. Um damit umgehen zu können müssen Prozesse extrem beweglich bleiben. Der Prozess, der gestern erfolgreich war kann heute zum Hindernis werden.

Was die Werkzeuge betrifft, gilt die Regel: Das beste Werkstück kann mit einem unpassenden Werkzeug nicht gelingen. Bekanntermaßen gibt es insbesondere in der Softwareentwicklung viele verschiedene Werkzeuge, mit denen man ein Werkstück bearbeiten kann. Aber auch hier gilt: Jeder sollte nach Möglichkeit mit dem Werkzeug arbeiten, mit dem er am besten umgehen kann. Der Holzbildhauer aus Garmisch kann vermutlich mit einer CNC Fräse keine solchen Kunstwerke schaffen. In diesem Sinne ist es vielleicht besser, wir lassen ihm sein Schnitzmesser. Denn er wird damit schneller, präziser und kunstfertiger arbeiten. Falls Sie nun Sorge haben, ich plädiere hier für altmodische Werkzeuge in der Softwareentwicklung, kann ich Sie beruhigen. Softwareentwickler wollen in der Regel schon aus Neugier die neuesten Tools verwenden.